Elitehengst Hakeel Ibn Kaisoon Foto: Rik van Lent
Vor über 40 Jahren hat Heiner Buschfort mit vier Stuten aus dem ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa seine Zucht im Kauber Platte Araber-
gestüt begonnen. Bis heute wurden hier rund 200 Fohlen geboren, die
das Gestüt weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinweg bekannt gemacht haben. Seit 2011 führt sein Sohn Martin Buschfort den Familienbetrieb.
Das Gestüt Kauber Platte
Text: Betty Finke
Die im Frühsommer noch grünen, mineralstoffreichen Kräuterwiesen des Gestüts Kauber Platte auf einem Hochplateau über dem Rhein ähneln in trockenen Sommern der kargen Wüstenlandschaft in der Ursprungsheimat arabischer Pferde. Diese Kombination hat der Typtreue der rein ägyptischen Vollblutaraber auf der Kauber Platte nur gut getan, und das seit über 40 Jahren, in denen hier arabische Pferde gezüchtet werden.
Den Anfang machten zu Beginn der siebziger Jahre einige Vollblut-
araberstuten aus Marbacher Linien, die aber nicht lange im Gestüt blieben. Von der ursprünglichen Stammstute Diedje (Hadban Enzahi x Winarsad) existiert zwar heute eine florierende Familie, aber nur außerhalb des Gestüts.
Tuhotmos (El Sareei x Moniet El Nefous) aus dem ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa.
Vater der vier Gründerstuten des Gestüts Kauber Platte, die importiert wurden aus Ägypten.
Foto: Polly Knoll (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Auf der Kauber Platte trafen schon 1973 vier Stuten ein, welche die Entwicklung der Zucht entscheidend prägen sollten: die Tuhotmos-Töchter Hania (1971 x Hodhoda v. Alaa El Din), Nana (1971 x Nazic v. Morafic), Set Husen (1971 x Set Abouhom v. Alaa El Din) und Moetazza (1972 x Aziza v. Alaa El Din). Sie waren die eigentlichen Stammstuten der Zucht auf der Kauber Platte.
Hania und Nana erwiesen sich als besonders wertvoll und sind heute noch mit ihren Familien im Bestand vertreten. Set Husens Nachzuchten wurden alle verkauft, während von Moetazza eine Tochter und ein Sohn zeitweise im Bestand blieben.
Moetazza (Alaa El Din x Aziza) importiert aus El Zahraa
Foto: Rik van Lent (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Heute findet man diese Linien nur noch außerhalb des Gestüts. Sie sind z.T. auch im Ausland sehr verbreitet und erfolgreich. Im Lauf der Jahre kamen noch einige weitere ägyptische Familien dazu, von denen zwei, die der Manaya (Madkour x Maisa) und der Halima El Nil (Halim Al Kadir x Bint Bint El Nil) heute sogar die zahlenmäßig starke Familien im Gestüt sind.
Die ebenfalls zugekauften Stuten Bint Alifa und KP Bint Tuhotmos sind nicht mehr vertreten. Als erster Hengst wurde der Nazeer-Sohn Kaisoon eingesetzt, der dem Gestüt bereits vor der Umstellung auf reine Ägypter einen gekörten Hengst, Khalil (a.d. Diedje) bescherte.
Elitehengst Hakeel Ibn Kaisoon (Kaisoon x Hania)
Foto: Rik van Lent (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Der Elitehengst Hakeel Ibn Kaisoon (Kaisoon x Hania) war der erste selbstgezogene Deckhengst des Gestüts, zeitlebens dort Hauptbeschäler und ist heute durch zwei Söhne vertreten. Zum Einsatz kamen auch der Original-Ägypter Nizam (Shaarawi x Nazeema), der dem Gestüt Anfang der achtziger Jahre mehrere Zuchtstuten brachte, sowie der Ansata Halim Shah-Sohn Motassem und der Rappe UP Sheitan (Mehanna x Sheykha-Abbayah), von dem noch zwei Enkeltöchter im Gestüt sind.
Idrees (Adeeb x Bint El Nil)
Foto: Reinhild Moritz (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Die größte Bedeutung hatte aber der in Ägypten gekaufte Idrees (Adeeb x Bint El Nil), obwohl er nur zwei Fohlenjahrgänge mit insgesamt 14 Nachkommen hinterließ. Man kann nur spekulieren, wie einflussreich er geworden wäre, wenn ein tragischer Unfall seinem Leben nicht schon im Alter von vier Jahren ein Ende gesetzt hätte. Gerade angesichts dieses allzu frühen Endes ist das Ausmaß seiner Bedeutung bemerkenswert. Schon allein durch die beiden Söhne und drei Töchter, die auf der Kauber Platte zum Einsatz kamen, setzte er sich ein Denkmal.
Hania (Tuhotmos x Hodhoda) aus El Zahraa war eine der Gründerstuten im Gestüt Kauber Platte.
Foto: Betty Finke (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Die Hania-Familie (Abayan)
Hania *Elitestute*
Die mit dem Elitetitel ausgezeichnete Hania war die bedeutendste der vier Tuhotmos-Töchter, auf die das Gestüt in den frühen siebziger Jahren aufbaute. Als einzige Braune war sie ihrem berühmten Vater wohl am ähnlichsten von den vier Halbschwestern.
Hania hatte insgesamt sieben Fohlen, und nur drei von ihnen waren Stuten. Zwei davon kamen im Gestüt zum Einsatz. Die Familie der ältesten Tochter Bint Kaisoon erstreckt sich bis in die USA, während die zweite Tochter Mageeda eine blühende Familie in Frankreich etablierte.
Von ganz besonderer Bedeutung war Hania als Hengstmutter. Gleich drei ihrer Söhne kamen im Gestüt zum Einsatz: Elitehengst Hakeel Ibn Kaisoon (v. Kaisoon) als langjähriger Hauptbeschäler und Vater von KP Mokeel und KP Maryoom; KP Malik El Nil (v. Idrees) und KP Hadeer (v. Moataz).
Ein seltenes historisches Dokument: Die Mutter der Hania, die Stute Hodhoda (Alaa El Din x Ithad) in El Zahraa
Foto: Heiner Buschfort (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Die 1986 geborene KP Malikah El Nil war die letzte Tochter der Hania und für das Gestüt die bedeutendste. Die zauberhaft typvolle Schimmelstute war eine Tochter des viel zu früh verstorbenen Idrees und sicher eine der schönsten.
KP Malikah El Nil (Idrees x Hania)
Foto: Martin Kubat (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Ihr Vollbruder Malik El Nil kam 1985 zur Welt und deckte lange Jahre im Gestüt. Er hatte die kupferbraune Jacke seines mütterlichen Großvaters Tuhotmos geerbt und war wie seine Schwester von einer überragenden Typausstrahlung. Er hat zahlreiche Nachkommen hinterlassen und deckte u.a. auch im Haupt-und Landgestüt Marbach. In der Marbacher Mutter-
stutenherde hatte seine Tochter "Mahra", geb. 1994, nachhaltigen Einfluß in der Zucht.
Die 1998 geborene KP Ameena El Nil trat die Nachfolge ihrer Mutter (KP Malikah El Nil) im Gestüt Kauber Platte an. Sie war eine Tochter des Rappen U.P. Sheitan, aber doch deutlich von ihrer Mutter geprägt.
Ihre zwei Töchter, KP Aleena (v. KP Mokeel) und KP Hodhoda (v. Al Lahab) sowie ihre Enkeltöchter KP Hooriya und KP Alia vertreten heute die Hania-Familie auf der Kauber Platte.
Nana (Tuhotmos x Nazic) mit Hengstfohlen Areef von Kaisoon
Foto: Erika Sommer
Die Nana-Familie (Koheilan Rodan)
Nana
Nana war die einzige der Tuhotmos-Töchter, deren Mutter nicht von Alaa El Din, sondern von Morafic stammte. Das zeigte sich in ihren längeren Linien und einem deutlich größeren Rahmen. Ihr Einfluss erstreckt sich heute weltweit.
Ihre erstgeborene Tochter Naya (v. Kaisoon) begründete eine ganze Dynastie in der Schweiz, aus der auch erfolgreiche Rennpferde stammen.
Die Dreiviertelschwestern Naama (v. Mehanna) und Nathala (v. Ibn Galal) waren erfolgreiche Zuchtstuten in den USA. Im Gestüt selbst gingen die Nana-Töchter Naneeza (v. Nizam) und Nameeza (v. Idrees) in die Zucht. Naneezas Tochter Bint Idrees wurde nach Frankreich verkauft, wo sie u.a. den auf internationalen Schauen erfolgreichen Hengst Im Icara Cathare brachte.
KP Nameeza auf der Stutenkoppel der Kauber Platte.
Foto: Erwin Escher (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Nameeza war eine der beiden Nana-Töchter, die im Gestüt blieben und
die einzige, deren Zweig sich dort erhalten hat. KP Nameeza, 1986 geboren, war eine Idrees-Tochter, die wie die meisten seiner Kinder den Einfluss der Vaters nicht verleugnen konnte. In jungen Jahren wurde sie erfolgreich auf internationalen Schauen gezeigt. Sie war für mehrere Jahre nach Australien verpachtet und begründete eine sehr erfolgreiche Stuten-
linie (Simeon Setavi).
Die 2004 geborene KP Naima blieb als einzige Tochter der KP Nameeza
im Gestüt und ihre Tochter KP Nazly vertritt heute als einzige Stute dort die Familie der Nana. KP Naima gehörte zu den ersten Kindern des Hengstes KP Mokeel und verband somit die Gründerfamilien der Hania und der Nana mit der später hinzu gekommenen Familie der Manaya.
Manaya mit Stutfohlen May von Maddah
Foto: Rik van Lent (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Die Manaya-Familie (Dahman Shawan)
Manaya
Manaya (Madkour x Maisa), geboren 1977, kam aus der Zucht von Dr. Erwin Filsinger und stammte aus der großen Familie der Moheba, die zu den bedeutendsten Familien der Ägypterzucht gehört. Sie war eine Blutsschwester zu dem sehr einflussreichen Elitehengst Messaoud.
Auf der Kauber Platte brachte sie fünf Fohlen, bevor sie an das Gestüt Hanaya Arabians in der Schweiz abgegeben wurde. Ihre älteste Tochter Maseeda (v. Nizam) wurde nach Frankreich verkauft, wo sie zahlreiche Nachzucht brachte.
KP Mofida (Idrees x Manaya)
Foto: Martin Kubat (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
KP Mofida, geboren 1985, war Manayas letzte Tochter auf der Kauber Platte, aber auch die bedeutendste. Drei ihrer Töchter gingen in die Herde, von denen die älteste, die bildhübsche KP Bint Mohssen, sowohl auf der Kauber Platte als auch später im Gestüt Al Qusar sehr gute Nachzucht brachte. Zwei Töchter, zwei Enkeltöchter und zwei Söhne und ein Enkelsohn von KP Mofida sind noch im Gestüt.
KP Mofida (Idrees x Manya) sicher eine der einflussreichsten Stuten der Zucht auf der Kauber Platte.
Foto: Martin Kubat (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Der 1996 geborene Hengst KP Mokeel (Hakeel Ibn Kaisoon x KP Mofida) ist zusammen mit KP Maryoom, geb. 2000 (Eigentümerin Reinhild Moritz) der Nachfolger seines Vaters im Gestüt und steht hier stellvertretend für vier Vollgeschwister. Die Nachkommen seiner Vollschwestern KP Maryana und KP Maryooma vertreten heute die Manaya-Familie in der Stutenherde.
Halima El Nile (Halim Al Kadir x Bint Bint El Nil)
Foto: Martin Kubat (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Die Halima El Nile-Familie (Hadban Enzahi)
Halima El Nile
Die Fuchsstute Halima El Nil (Halim Al Kadir x Bint Bint El Nil) wurde 1987 im Gestüt der Familie Kübe geboren. Ihre Mutter stammte wie Idrees aus der El Zahraa-Spitzenstute Bint El Nil. Sie bereicherte das Gestüt mit vier Töchtern, von denen noch eine in der Herde ist.
KP Hakeema, eine Tochter von KP Mokeel.